Text 15 - 17.01.2025: Frankreich: Invasive Schädlinge der Primärproduktion (Land- & Forstwirtschaft, Fischerei) - Kängurus bei Paris!

Datum 17.01.2025 11:20:00 | Thema: Gebietsfremde und rückkehrende Tierarten


Bei gebietsfremden Tieren in Frankreich geht es natürlich um Schädlinge, die z.B. die französische Primärproduktion (Agrarwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei) bedrohen, aber auch um die berühmten „französischen Kängurus“.

Der Agrar- und Lebensmittelsektor trägt noch etwa 3,5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und beschäftigt über 1,4 Millionen Menschen, davon knapp eine Million in der agrarischen Primärproduktion.
Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der französischen Landwirtschaft ist mit einem Anteil von weniger als zwei Prozent am BIP zwar relativ gering, trotzdem ist Frankreich global einer der der größten Exporteure nach den USA, Brasilien, Deutschland und den Niederlanden. Exportiert werden zum Beispiel Wein, Champagner, Getreide und Milchprodukte.

Frankreich ist der größte Agrarproduzent der EU - leistungsfähig insbesondere im Weinbau, den ackerbaulichen Kulturen Getreide, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben und der Milcherzeugung. In einigen Regionen des Landes dominiert der Ackerbau, in anderen die Viehwirtschaft. Im Süden Frankreichs werden mediterrane Erzeugnisse produziert.

Zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnissen Frankreichs zählen Fisch, Milchprodukte, Rindfleisch, Weintrauben, Kartoffeln, Getreide und Zuckerrüben. Wein, Käse und Backwaren aus französischer Produktion sind international berühmt und weltweit begehrt. Die französische Küche ist sowohl für ihre Qualität als auch ihre Vielseitigkeit weltberühmt.

Obwohl die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft auf weniger als eine Million gesunken ist, ist sie nach wie vor die Lebensgrundlage vieler Franzosen.

Neozoen haben in Frankreichs Agrarwirtschaft schon zurückliegend großen Schaden verursacht!

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Frankreich ist eines der bedeutendsten Weinbaugebiete und nach Italien der zweitgrößte Weinerzeuger weltweit. Der Weinbau prägt die Kultur Frankreichs seit Jahrhunderten. Er hat eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung und ist prägend für die französische Lebensart!

1) Extrem schwer wurde der französische Weinbau bereits im 19. Jahrhundert von der Reblaus getroffen.

Die Reblaus (Daktulosphaira vitifoliae, Syn.: Viteus vitifoliae) ist eine maximal 1,4 Millimeter große Blattlaus wurde im 19. Jahrhundert in Europa aus Nordamerika eingeschleppt. Sie ist bis heute weltweit ein bedeutender Schädling im Weinbau.

Die aus Nordamerika stammende Reblaus wurde in den 1860er Jahren durch Rebstöcke von der Ostküste Amerikas über London zunächst ins südliche Frankreich eingeschleppt (Erstnachweis 1863) und breitete sich von dort schnell über sämtliche europäische Weinbaugebiete aus. In der Folge kam es im europäischen Weinbau zur sogenannten „Reblauskrise“ oder „Reblauskatastrophe“.

Besonders schwer traf es Frankreich: Zwischen 1865 und 1885 zerstörte die Reblaus große Teile der französischen Weinanbaugebiete (etwa zwei Drittel), die erst um 1850 nach der Mehltaukrise durch neue Reben aus Amerika ersetzt worden waren.

Die Folgen für die französische Landwirtschaft waren katastrophal: Insgesamt wurden fast 2,5 Millionen Hektar Rebfläche vernichtet. 1870 setzte die französische Regierung deshalb eine Kommission zur Bekämpfung der Reblaus ein, deren Vorsitz 1885 Louis Pasteur übernahm. Die Bemühungen der Kommission blieben jedoch lange Zeit erfolglos, da die chemische Schädlingsbekämpfung bevorzugt wurde und nicht die Verwendung resistenter Wurzelstöcke.

Durch Klimaveränderungen, brachliegende Weinberge und eine steigende Anzahl von Hausreben (Zierreben) nimmt das Auftreten der Reblaus in letzter Zeit wieder zu.

2) Die geflügelte und bis 6 Millimeter lange Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus) überträgt Phytoplasmen von Rebstock zu Rebstock. Diese verursachen die Pflanzenkrankheit „Goldgelbe Vergilbung“. Die Zikade wurde von Amerika nach Europa eingeschleppt und 1949 das erste Mal in Frankreich festgestellt.
Infizierte Rebstöcke müssen vernichtet werden, damit die Zikade als Überträger die Krankheit nicht weiterverbreitet.

3) Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) wird nicht selten örtlich durch massenhaftes Auftreten zur Plage und bereitet dann auch auch der Weinwirtschaft Probleme. Im Unterschied zum heimischen Marienkäfer frisst die asiatische Art auch Weintrauben und verbringt gern die Nacht im relativ witterungsgeschützten Bereich der Trauben. Gelangen die Tiere so in größerer Zahl in die Maische, kann der Weingeschmack und damit die Weinqualität durch ihre chemischen Verteidigungssubstanzen (Hämolymphe) ganz erheblich leiden. Das verursacht dann auch beträchtliche wirtschaftliche Einbußen.

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Weitere besonders bedeutsame Schädlinge sind:

4) Der nur etwa ein Zentimeter große Japankäfer (Popillia japonica) in Europa zum ersten Mal 2014 in der Lombardei (Italien) nachgewiesen.

An mehr als 300 Wirtspflanzenarten (Obstgehölze, Ackerkulturen wie Mais, Kartoffel, Gemüsepflanzen, Zierpflanzen und -gehölze, Grünflächen) wurde er nachgewiesen und verursacht zum Teil beträchtliche wirtschaftliche Schäden in Obstplantagen, Weinbergen, Baumschulen, Wäldern, Grünanlagen und Gärten sowie auf Äckern. Diese werden sowohl durch Larven im Boden wie auch durch die Käfer an Blättern, Blüten und Früchten verursacht.

5) Die aus Asien stammende mit bis zu 17 Millimeter Körperlänge relativ große Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), auch Stinkwanze genannt, ist ein bedeutender Schädling im Garten- und Ackerbau.

Sie ist vor allem durch das Saugen an Früchten schädlich, so u.a. an Pfirsich, Aprikose, Apfel, Birne, Weinrebe, Haselnuss, Mais, Tomate, Paprika, Aubergine und Sojabohne.

6) Die Kirschessigfliege(Drosophila suzukii)stammt aus Asien und befällt – im Gegensatz zu den heimischen Fruchtfliegen – gesunde weichfleischige Früchte kurz vor der Ernte und verursacht so regelmäßig große Schäden mit hohen wirtschaftlichen Verlusten im Obst- und Weinbau.

7) Die 1,5 Millimeter lange weiße bis weißgelbliche Gewächshausmottenschildlaus (Trialeurodes vaporariorum), auch als Weiße Fliege bekannt, ist ein wohl aus Mittelamerika stammender Schädling an Gemüse- und Zierpflanzen (besonders häufig an Gemüse wie Tomaten, Gurken, Bohnen, Paprika, aber auch an Zierpflanzen wie Fuchsien, Weihnachtssternen, Geranien, Rhododendren oder Hibiskus) und kann in Gewächshäusern erhebliche Ertragsausfälle verursachen. Die Schädigung entsteht weniger durch das Saugen des Pflanzensaftes, sondern vor allem durch die Absonderung von Honigtau, der bei hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit schimmelt.

8) Die bis 1,3 Millimeter lange Tabakmottenschildlaus (Bemisia tabaci), auch Baumwoll-Weiße-Fliege genannt, stammt aus den tropischen Regionen Amerikas und gehört heute zu den ökonomisch bedeutsamsten Schädlingen in der Landwirtschaft weltweit. Neben den direkten Saugschäden und der Verschmutzung durch Honigtau und darauf wachsenden Rußpilzen ist sie auch Überträger von Pflanzenviren.

Diese Schildlaus ist einer der bedeutsamsten Schädlinge in der Gewächshauswirtschaft: Tomaten, Paprika, Gurken und einer Vielzahl von Zierpflanzen (besonders stark an Weihnachtsstern, Hibiskus-Arten, Begonien, Pelargonien („Geranien“) und vielen anderen.

9) Die etwa 1,5 Millimeter lange Kohlmottenschildlaus (Aleyrodes proletella) war ursprünglich in Teilen Eurasiens und Afrikas mit milderem Klima heimisch. Die Art breitet sich weltweit aus und hat sich in Nord- und Südamerika sowie in Australien und Neuseeland als Neozoon etabliert.

Die Kohlmottenschildlaus befällt Kreuzblütler wie Kohlgewächse (u.a. Brokkoli) und Raps - aber auch Luzerne, Klee, Endivien, Erdbeeren und Schöllkraut.
Sie schädigt durch Ausscheidung von Wachs- und Honigtau, auf denen sich Rußtaupilze ansiedeln können.

10 und 11) Der Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) verursacht als Käfer und Larve durch Fraß ungleichmäßig ausgebildete und damit verminderte Kornanlagen.

Die Raupen des ursprünglich aus den Tropen stammenden Kleinschmetterlings Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) fressen sich durch die Stängel von Maispflanzen und bewirken eine Unterbrechung des Nährstofftransports, was meist erhebliche Ertrags- und Qualitätseinbußen verursacht. Der Maiszünsler gilt weltweit als wichtigster Schädling im Mais!

12) Die unscheinbare kleine (nur bis maximal 9 mm lange) Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) ist ein Insekt, das erst seit wenigen Jahren in Deutschland auffällig wurde. Sie ist wohl im Zuge der Klimaerwärmung von Frankreich nach Süddeutschland eingewandert und hat sich zunächst in Rübenschlägen ausgebreitet, wobei die Zikadenlarven im Boden (dort auch in tieferen Lagen) überwintern.

Die Schilf-Glasflügelzikade bereitet bisher vor allem in Rüben und Kartoffeln Probleme. Sie überträgt nicht nur die gefährliche Vergilbungskrankheit Syndrom Basse Richesse (SBR) in den Rüben (1991 erstmals im Burgund / Frankreich nachgewiesen), sondern führt auch in Kartoffeln zu Gummiknollen durch bakteriell verursachte Knollenwelke.

Durch den Fraß (Saugen) der Larven (Nymphen) und Adulten werden den Schaden verursachende Bakterien übertragen, mittlerweile auch bei Möhren, Rote Beete und Zwiebeln.

13) Die Grüne Reiswanze (Nezara viridula) wurde wohl vom Menschen von Ostafrika eingeschleppt.
Sie saugt an Blättern und Früchten vieler Nutzpflanzen, unter anderem Obst und Gemüse wie Kirschen und Tomaten, aber auch an Ackerfrüchten wie Bohnen und Mais.

14) Der Rote Baumwollkapselwurm als Larve des Schmetterlings Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera) könnte bei steigenden Temperaturen für die Landwirte hierzulande zum Problem werden. Das natürliche Verbreitungsgebiet des Insekts reicht von den Tropen über den Nahen Osten bis nach Ungarn. In heißen Sommern kommt der Wanderfalter, der bis zu 1.000 Kilometer weit fliegen kann, jedoch bis nach Skandinavien und den Britischen Inseln. Die Tiere überleben aber die kalten Winter in Mitteleuropa nicht.

Die Raupen des Schmetterlings (Baumwoll-Kapselwurm) sind Schädlinge, die sich in die Pflanzen von Mais, Tomaten und Obstsorten hineinfressen, sodass diese nicht mehr wachsen. Ernteeinbußen oder gar Ernteausfälle für die Bauern sind die Folge.

15) Als Heerwurm wird die Raupe der Schmetterlingsart Herbst-Heerwurm (Spodoptera frugiperda), eines Eulenfalters, bezeichnet. Der Herbst-Heerwurm hat sich in mehr als 100 Ländern weltweit verbreitet. Die in Amerika immer wieder auftretende Massenvermehrung der Falterart verursacht große Schäden auf Weiden und an Süßgräsern wie Mais, Hirse und Reis. Es werden aber auch diverse Gemüse- und Zierpflanzenarten befallen. 2023 wurden in Maisfeldern an der Südküste Zyperns und damit erstmals in Europa einige Falter in Lockstofffallen gefunden!

2023 haben (weitere?) Eulenfalterraupen (Erdraupen der Eulenfalter aus der Familie der Noctuidae) Frankreichs Lavendelbauern Ernteverluste in Millionenhöhe gebracht.
Mit dem Sirocco (einem heißen Wind aus Nordafrika) kamen die Falter wohl nach Frankreich.

Bereits 2018 und 2019 waren die Schädlinge hier aufgetreten, aber bei Weitem nicht im gleichen Ausmaß wie 2023.

Es wird befürchtet, dass sich die Falter bei dem erwarteten heißeren Wetter in einigen Regionen ansiedeln und dann auch für andere Kulturen zum Problem werden können. Denn während die Raupen hauptsächlich am Lavendel fraßen, haben sie auch Kichererbsen und Tomaten befallen.

16) Die Larven des Asiatischen Laubholzbockkäfers (Anoplophora glabripennis) schädigen durch ihren Fraß im Pflanzeninneren Laubgehölze. Der ursprünglich in Asien beheimatete Käfer befällt beinahe alle Laubholzarten. Bei starkem Befall können die Bäume sogar absterben.

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Mindestens vier zu den Landplanarien zählende Strudelwurmarten bedrohen die heimischen Regenwürmer, die die Erde auflockern und damit die Qualität von Böden verbessern - aber auch Schnecken:

17) Der „Killer-Wurm“ Obama nungara ist ein dunkelgepunkteter gelb-brauner bis 7 cm langer Wurm, der ursprünglich aus Südamerika stammt und nach Einschleppung vor einigen Jahren auch in West- und Südeuropa verbreitet ist.

Das Ausmaß seiner Verbreitung in Frankreich ist aber schon erstaunlich:
Mittlerweile sind die Würmer in 72 der 96 französischen Départements auf dem europäischen Festland und insbesondere an der Atlantikküste weit verbreitet, nur gebirgige Regionen wie die Alpen oder Pyrenäen sind nicht betroffen.

Für Menschen sind diese Würmer keine Gefahr. Allerdings fressen sie Schnecken, andere Würmer und Insekten und können dadurch Ökosysteme empfindlich stören.

Sie haben hierzulande keine natürlichen Fressfeinde: Einheimischen Vögeln, Igeln oder anderen Tieren ist der Wurm zu bitter und wird deshalb von diesen nicht gefressen.

Der in Frankreich verbreitete Stamm der Art stammt aus Argentinien und wurde wahrscheinlich im Bodensubstrat von Pflanzen, die dort gezüchtet bzw. vermehrt und nach Europa exportiert wurden ins Land gebracht.

Benannt wurde die Art nicht nach dem Ex-US-Präsidenten Barack Obama. Die Bezeichnung wurde von den Worten Oba für Blatt und Ma für Tier in der alten südamerikanischen Tupi-Sprache abgeleitet.

18) Die bis 35 Zentimeter lang werdende und sich ebenfalls von Regenwürmern ernährende Landplanarie Hammerhaiwurm (Bipalium kewense) stammt ursprünglich aus Südostasien.

Die Würmer sind gelbbraun gefärbt und haben fünf dunkelpurpurfarbene Längsstreifen.

In Frankreich (wie in den USA und Großbritannien) tritt er auch schon freilebend auf.

19) Der Neuseelandplattwurm (Arthurdendyus triangulatus) ist ebenfalls ein zu den Landplanarien (Geoplanidae) zählender Strudelwurm. Die Art war ursprünglich in Neuseeland heimisch und ernährt sich von Regenwürmern und ist durch den Menschen unter anderem nach Großbritannien eingeschleppt worden.

20) Der etwa fünf Zentimeter lange Neuguinea-Plattwurm (Platydemus manokwari) mit olivschwarzer Ober- und heller Unterseite frisst vor allem Schnecken und bedroht damit auch eine kulinarische Spezialität Frankreichs - die Weinbergschnecken!

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21) 2022 wurde erstmals die invasive Rote Feuerameise (Solenopsis invicta) in Toulon, einer Hafenstadt an der südfranzösischen Mittelmeerküste, gesichtet.

Die Art verursacht Ernteschäden und bedroht die heimische Tierwelt, insbesondere Insekten und Vögel.

In den USA verbreiteten sie sich seit den 1930er Jahren rasant, in mehreren US-Regionen wurden die Bestände heimischer Ameisen drastisch reduziert. Zudem kommt es zu hohen Ernteschäden. Im Zuge von weltweitem Handel und Tourismus gelangte die Feuerameise später auch in viele andere Länder wie Japan, China, Australien, Neuseeland, Italien.

Die Rote Feuerameise wurde 2022 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung für die Europäische Union aufgenommen, die Art zählt zu den 100 gefährlichsten Neobiota weltweit.

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22, 23 und 24) Asiatische Hornissen (Vespa velutina) haben sich in Frankreich in den letzten Jahrzehnten etabliert und verursachen neben der Varroa-Milbe (Varroa destructor) bedeutende wirtschaftliche Schäden für die französischen Imker.
Der Anteil von Honigbienen an deren Nahrung kann bis zu 80 Prozent betragen. Fallen durch diese Schädlinge Bienenvölker für die Bestäubung aus, so hat das auch gravierende Folgen für den Obstbau.
Ein neue Bedrohung ist der aus dem südlichen Afrika stammende Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) - auch ein ein Parasit von Honigbienenvölkern.

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25) Invasive Rippenquallen (Mnemiopsis leidyi), auch Meerwalnuss oder Meerjohannisbeere genannt, überschwemmen seit etwa 10 Jahren das Mittelmeer vor Südfrankreich, so im Étang de l’Or in der Nähe von Montpellier.

Die kleinen (maximal 11 cm großen) durchsichtigen gallertartigen Kugeln vermehren sich rasend schnell und machen oft den wertlosen Großteil im Fang der Fischer aus. Auch für den Tourismus sind sie nachteilig.

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Diverse invasive Vögel und Säugetiere „bereichern“ ebenfalls die französische Fauna. Amerikanischer Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus) und Afrikanischer Krallenfrosch (Xenopus laevis) sind hier ebenfalls nicht unbekannt - aber auch der Pacu (Colossoma macropomum, mit einer maximalen Länge von 1,08 Metern und einem maximalen Gewicht von 30 Kilogramm einer der größten Salmler vom Amazonas), wurde schon in Frankreich gefunden!

Bei allen stellt sich die Frage der Gefährdung heimischer Tierarten und Ökosysteme!

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Neozoen sind aber in Frankreich aber nicht nur negativ belegt - eine erfreuliche Geschichte kann zur etablierten Wallabyansiedlung bei Rambouillet, einer Stadt 50 Kilometer südwestlich von Paris, erzählt werden.

Die Wallabys (Notamacropus) sind eine Gattung aus der Familie der Kängurus (Macropodidae) mit acht Arten.

Diese Kleinkängurus bewohnen die nördlichen, östlichen und südlichen Küstenregionen Australiens. Aufgrund ihrer geringen Körpergröße leben sie auch in ihrer ursprünglichen Heimat eher in bewaldetem Gebiet.

Das Rotnackenwallaby (Notamacropus rufogriseus) ist eine mittelgroße Känguruart. Es gibt zwei Unterarten, N. r. banksianus auf dem australischen Festland und N. r. rufogriseus auf Tasmanien. Die tasmanische Unterart wird Bennett-Wallaby oder auch Bennett-Känguru genannt.

Bennettwallabys erreichen eine Kopfrumpflänge von 90 bis 100 Zentimetern. Ihr Schwanz ist rund 70 bis 75 Zentimeter lang. Das Gewicht der Tiere beträgt 14 bis 19 Kilogramm, wobei die Männchen deutlich größer als die Weibchen werden.

Eingeführte Populationen in Neuseeland, Hawaii, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und anderen Ländern.

Im Forêt de Rambouillet, einem die Stadt Rambouillet umgebenden Wald, gibt es seit den 1970er-Jahren die einzige etablierte Wallaby-Population in freier Wildbahn in Kontinentaleuropa. Etwa 25 Tiere dieser Art entkamen damals aus einem Wildpark bei Emancé und haben sich dann vermehrt und verbreitet. Die Population umfasst geschätzt zwischen 100 und 150 Tiere.

Zunächst wussten nur wenige Eingeweihte von der Existenz dieser Tiere. Inzwischen sind die kleinen Kängurus aber so etwas wie das inoffizielle Wahrzeichen der Region und auch überregional bekannt. Schon In den 1990er-Jahren hatten Studenten gelbe Hinweisschilder mit Kängurusymbolen aufgestellt.

Die Kleinkängurus sind allerdings gar nicht so leicht zu beobachten. Sie sind Einzelgänger mit nur schwach ausgeprägtem Sozialverhalten und überwiegend nachts oder frühmorgens auf der Nahrungssuche. Dabei bewegen sie sich in einem Radius bis maximal 40 Kilometer.

Die Wallabys stehen für Jäger nicht auf der Liste der jagdbaren Wildtiere – aber auch nicht unter Naturschutz.

Etwa 15 bis 20 Tiere werden alljährlich Opfer des Straßenverkehrs. Die Gemeinde ist darauf eingestellt, nach Zusammenstößen von Autos und Kängurus Bescheinigungen auszustellen - damit betroffene Fahrer ihrer Versicherung glaubhafte Angaben machen können.

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Auch aus England und Schottland sind bereits seit ca. 1900 Auswilderungen von Wallabys bekannt.

So gibt es eine kleine Population auf der Insel Inchconnachan im schottischen Loch Lomond. Zumeist aber sind solche Populationen nach einiger Zeit in einem besonders harten Winter wieder zugrunde gegangen, z. B. im Peak District in Derbyshire 1963.

In England gibt es seit über 100 Jahren Kängurus. Die älteste und größte Kolonie aus Tasmanien wurde 1889 von Sir Edmund Loder begründet.

Auch in den Blackdown Hills, eine Hügelkette entlang der Grenze zwischen Somerset und Devon im Südwesten Englands, wurden freilaufende Bennettwallabys beobachtet.

Im Norden der Isle of Man in der Irischen See gibt es seit vielen Jahren eine Population von geschätzt über 1.500 Rotnackenwallabys. Diese stammen von Ausreißern des Curraghs Wildlife Parks ab, die 1989 entkamen.

Auch in England scheinen alle Voraussetzungen (Nahrungsgrundlage, Klima, Fehlen gefährlicher Raubtiere) zur Etablierung der kleinen Kängurus gegeben zu sein.

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Wallabys zählen in Deutschland mit über einhundert Haltern zu den häufigsten Tierarten in Zoos, es gibt aber auch private Halter.

Bennett-Kängurus wurden in Deutschland erstmals im Jahr 1887 bei Bonn sowie 1889 in Altdöbern in Brandenburg ausgesetzt. In beiden Fällen vermehrten sich die Tiere in freier Wildbahn, verschwanden aber nach einigen Jahren wieder. Sie waren wahrscheinlich von Wilderern abgeschossen worden.

In der Region um die Burg Stargard in Mecklenburg (bei Neubrandenburg) kamen sie auch in jüngerer Vergangenheit vor. 2001 entwichen infolge eines Einbruchs mehrere Tiere aus ihrem Gehege im Tierpark Klüschenberg (jugendliche Rowdies hatten die Türen eines Streichelgeheges geöffnet und die Tiere herausgetrieben).

Drei Tiere konnten nicht wieder eingefangen werden und vermehren sich seitdem in der freien Natur, wo ihnen auch der harte Winter 2009/2010 nichts anhaben konnte.

Auch in der Gegend rund um das nordsaarländische Nohfelden werden immer wieder Rotnackenwallabys gesichtet. Dort waren um 2015 einem privaten Halter mehrere dieser Tiere entkommen.

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Selbst in Brandenburg wird immer mal wieder über freilaufende Kleinkängurus berichtet.

So zeigte ein Video aus Werneuchen (Barnim) ein freilaufendes Känguru auf einer Wiese zwischen Werneuchen und Seefeld, wie Antenne Brandenburg im März 2024 berichtete.

Ein Foto, das in Brandenburg und auch im nahen Berlin für erhebliche Aufregung unter den Bürgern sorgte, sollte bei Kleichmachnow (Potsdam-Mittelmark) sogar eine Löwin zeigen. Am Ende wurde es aber als ein Wildschwein eingeordnet.

Artikel von Dr. sc. Harald Hildebrandt - © Januar 2025.



Dieser Artikel stammt von Dr. Harald Hildebrandt
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