Text 04 - 08.12.2024: Kleinräuber und andere -säuger (Waschbär, Marderhund u.a.)!

Datum 08.12.2024 10:00:00 | Thema: Gebietsfremde und rückkehrende Tierarten



Geht es um das Thema invasive Tierarten, sind die üblichen Verdächtigen oft Kleinsäuger (darunter auch Kleinräuber) wie Waschbär, Marderhund, Mink, Nutria (Biberratte), Bisamratte und Nasenbär - aber auch Hausratte (Archäozoon) und Wanderratte (Neozoon).

++++++++++++

Der Waschbär (Procyon lotor) aus der Familie der Kleinbären (Procyonidae) ist ein ursprünglich nur in Nord- und Mittelamerika heimisches mittelgroßes Säugetier.

Die erste schriftliche Aufzeichnung über diese Tierart stammt von Christoph Kolumbus.

Waschbären werden bis zu 70 Zentimeter lang, der buschige Schwanz ist weitere 20-40 Zentimeter lang, sie wiegen bis zu 10 Kilogramm.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist er als Neozoon auch auf dem europäischen Festland, im Kaukasus und in Japan vertreten, nachdem er dort aus Gehegen entkommen ist oder ausgesetzt wurde.
Drei Paare gelangten 1927 bei Altenlotheim in die Freiheit, 1929 sind drei und 1930 zwei Tiere aus einer Zuchtfarm in der Eifel entkommen (Niethammer 1963). 1934 wurden vier Tiere am Edersee in Hessen ausgesetzt (Leicht 2009).

Der Waschbär ist eines der erfolgreichsten Neozoen des europäischen Kontinents und hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte auch über weite Teile Deutschlands ausgebreitet.
Dass Vizenazi Reichsmarschall Hermann Göring (auch Reichsjägermeister, Reichsforstmeister und Oberster Beauftragter für den Naturschutz im „Dritten Reich“) persönlich die Ansiedlung von Waschbären am nordhessischen Edersee angeordnet haben soll ist eine „Ente“.

Waschbären sind überwiegend nachtaktive Raubtiere und leben bevorzugt in gewässerreichen Laub- und Mischwäldern. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit leben sie aber auch in Bergwäldern, Salzwiesen und urbanen Gebieten (so auch in Städten wie Berlin).

Während Waschbären im Frühjahr vorwiegend Insekten, Würmer, Käfer und andere um die Zeit verfügbare Tiere fressen, bevorzugen sie im Herbst kalorienhaltige pflanzliche Kost, wie Obst und Nüsse, um sich genügend Winterspeck anzufressen. Von den Wirbeltieren sind Fische und Amphibien, wie Frösche, Kröten und Salamander, die häufigsten Beutetiere. In Brandenburg ist der Waschbär dabei, die letzten Bestände der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) auszurotten.
Das Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt berichtete 2022 von im Rahmen des Projektes ZOWIAC durchgeführten Mageninhaltsanalysen von Waschbären, die ergaben, dass heimische Arten erheblich bedroht sind. Demnach dienen neben der Europäischen Sumpfschildkröte auch Rote Liste-Arten wie beispielsweise der Feuersalamander, die Gelbbauch- und die Rotbauchunke oder die Erdkröte und die anderen in Deutschland lebenden Amphibien (Molche, Frösche und Kröten) wie auch Reptilien (selbst Schlangen, u.a. Ringel- und Äskulapnatter) dem Waschbär als Nahrung. Kröten werden wegen der in ihrer Haut enthaltenen Giftdrüsen vor dem Verzehr wohl sogar gehäutet.

Tierschutz vs. Artenschutz: Tierschutz des geschickten Jägers Waschbär kann das endgültige Aussterben dieser und auch anderer in Deutschland schon sehr selten gewordener Tierarten zur Folge haben. Es ist daher zu begrüßen, dass Jäger von den geschätzt weit über eine Million nordamerikanischen Raubtieren in Deutschland allein in der Saison 2021/22 über 200.000 abgeschossen haben.

Auch wenn aber der Waschbär keine geschützte Art ist, gibt es für ihn trotzdem Schonzeiten. Wer diese missachtet, der wird in allen Bundesländern mit einer Strafe von bis zu 5.000 Euro belegt. Auch bei Fütterung droht ein derartiges Bußgeld!

Zur Rolle von Waschbären (wie auch von Marderhunden) als mögliche Krankheitsüberträger ergaben Ergebnisse von ZOWIAC nach der virologischen Untersuchung von rund 200 Blutproben von Waschbären und Marderhunden aus ganz Deutschland, dass einige dieser Blutproben einen positiven Befund bezüglich des ursprünglich aus Afrika stammenden und durch Stechmücken übertragbaren West-Nil-Virus aufwiesen. Die ebenfalls im Projekt durchgeführten metagenomischen Untersuchungen des Marderhundes zeigten zudem, dass dieser als Wirt und somit auch als Überträger von SARS-CoV-2 fungieren kann.

++++++++++++

Der Marderhund oder auch Waschbärhund (Nyctereutes procyonoides), ist eine Art aus der Familie der Hunde. Der Marderhund, ursprünglich in fernöstlichen Gebieten Asiens verbreitet, ist mittlerweile ein Neozoon in weiten Teilen Europas. Der Marderhund wurde 1928 wegen seines Pelzes zu Jagdzwecken im europäischen Russland zur Jagd angesiedelt. Über Finnland wanderte er nach Norddeutschland ein, der erste Abschuss eines Marderhundes auf deutschem Boden erfolgte 1962.

Die Kopf-Rumpf-Länge erwachsenerer Tiere beträgt bis 68 Zentimeter, hinzu kommen 13 bis 25 Zentimeter Schwanz. Bei einer Schulterhöhe von bis 30 Zentimetern erreicht der Marderhund eine Gesamthöhe von bis 51 Zentimetern und ein Gewicht bis zu zehn Kilogramm. Das angenehm weiche Fell, im Handel Seefuchs genannt, ist beige-grau an den Flanken, am Bauch und am Rücken schwarzbraun.

Der Marderhund ähnelt in seiner Fellfarbe (insbesondere durch seine dunkle Gesichtsmaske) dem Waschbär, kann aber als Vertreter der hundeartigen Raubtiere nicht klettern.

Marderhunde sind anspruchslose Allesfresser: Sie fressen Mäuse, Spitzmäuse, Maulwürfe, Vögel, Eier, Frösche, Kröten, Fische, Schnecken und Insekten ebenso wie Pilze, Eicheln, Kastanien, Nüsse, Beeren und Obst. Auch Aas verschmähen sie nicht.

Trotzdem gilt der Marderhund dem NABU als inzwischen heimische Art, die sich entgegen aller Befürchtungen zumeist ohne dramatische Folgen in die Ökosysteme einfüge. Auf EU-Ebene ist er dagegen noch als invasive und damit nicht zu tolerierende Art gelistet, meiner Meinung nach auch zu recht.

Nach der rechtsverbindlichen Berner Konvention von 1999 soll die Ausbreitung invasiver Tierarten wie des Marderhundes (neben Waschbär und Mink) streng kontrolliert werden. Seit 1996 wurde der Marderhund nach und nach von den einzelnen Bundesländern ins Jagdrecht aufgenommen. Nur in Bremen unterliegt er derzeit nicht dem Jagdrecht.

Im Jahr 2017 beschloss die Europäische Kommission mit der Durchführungsverordnung 2017/1263 die Aufnahme des Marderhundes in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung, seit Februar 2019 rechtskräftig. Damit darf der Marderhund nicht
- in das Gebiet der Europäischen Union verbracht werden, auch nicht zur Durchfuhr unter zollamtlicher Überwachung;
- gehalten werden, auch nicht zur Haltung unter Verschluss;
- gezüchtet werden, auch nicht in Haltung unter Verschluss;
- in die, aus der und innerhalb der Union befördert werden, es sei denn, die Spezies wird im Zusammenhang mit der Beseitigung zu entsprechenden Einrichtungen befördert;
- in Verkehr gebracht werden;
- zur Fortpflanzung, Aufzucht oder Veredelung gebracht werden, auch nicht in Haltung unter Verschluss oder
- in die Umwelt freigesetzt werden.

Wie beim Waschbär kann der Tierschutz des geschickten Jägers Marderhund das endgültige Aussterben von in Deutschland schon sehr selten gewordenen Tierarten zur Folge haben.

++++++++++++

Der Amerikanische Nerz oder Mink (Neogale vison, Syn.: Neovison vison, Mustela vison) ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Ursprünglich nur in Nordamerika verbreitet, ist er als Gefangenschaftsflüchtling aus Pelztierfarmen mittlerweile auch in Europa verbreitet.

Züchterisch wurden viele unterschiedliche Farbvarianten entwickelt.

Die Tiere erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 43 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 13 bis 23 Zentimetern und ein Gewicht von bis zu 2,3 Kilogramm.

Amerikanische Nerze können somit weitaus kräftiger und schwerer als ihre europäischen Verwandten werden. Das hat zur Folge, dass die Weibchen des europäischen Nerzes die Männchen des amerikanischen Nerzes als Fortpflanzungspartner bevorzugen, wobei eine erfolgreiche Befruchtung aber nicht möglich ist.

Dadurch hat hat der sich ausbreitende amerikanische Mink den europäischen Nerz schon fast zum Aussterben gebracht.

++++++++++++
Der Kanadische oder auch Amerikanische Biber(Castor canadensis) erreicht eine Gesamtlänge bis zu 1,3 Meter und ein Gewicht bis zu 40 Kilogramm.

Das Nationaltier Kanadas ist somit größer als der Europäische Biber und hat 40 Chromosomen im Unterschied zu den 48 des Europäischen Bibers.

Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass sich die beiden Arten nicht kreuzen können.

Genetisch sind die beiden Arten eindeutig von einander zu unterscheiden, äußerlich dagegen nur schwer. Ein mögliches Unterscheidungsmerkmal ist die unterschiedliche Schädelform.

Als Nahrung dienen den Tieren Wasserpflanzen, junge Baumtriebe, Zweige, Blätter und Rinde.

In den 1960er Jahren wurde der Kanadische Biber auch in deutschen Farmen gezüchtet, derzeit dürfen sie von Privatpersonen aber weder gezüchtet noch angeboten, abgegeben oder gehalten werden.

Den Erstnachweis in Deutschland gab es etwa 1966-1982 - bei der Wiedereinbürgerung von Bibern in Bayern wurden zwischen 1966 und 1982 vermutlich versehentlich auch Kanadabiber ausgesetzt.

Eine Gefährdung des heimischen Europäischen Bibers wird angenommen.

In Finnland und Karelien hat der kanadische Biber den Europäischen Biber fast vollständig verdrängt.
In Rheinland-Pfalz besetzt er dessen potenzielle Reviere. Die Tiere werden deshalb eingesammelt und kastriert, damit sie sich nicht vermehren.
++++++++++++

Die Nutria (Myocastor coypus), auch Biberratte oder Sumpfbiber genannt, wird den Stachelratten (Echimyidae) zugeordnet (einer Familie der Nagetiere aus der Unterordnung der Stachelschweinverwandten).

Die ursprüngliche Heimat der Nutria ist das subtropische und gemäßigte Südamerika, wo sie an Flüssen, Seen, Teichen und in Sümpfen lebt.

Die Biberratte erreicht eine Körperlänge von bis zu 65 Zentimeter und ein max. Gewicht von 10 Kilogramm und ist damit kleiner als der Biber, aber deutlich größer als die Bisamratte.

Die Nutria wurde lange Zeit als Pelzlieferant genutzt, außerdem gilt Nutriafleisch als sehr schmackhaft.

Nutrias haben sich heute auch in weiten Teilen Nordamerikas und Eurasiens ausgebreitet. Ihr Bestand ist auf aus Pelztierfarmen entflohene Tiere (1933 sind sieben Nutrias aus einer Pelzfarm bei Eckernförde entkommen) wie auch auf bewusste Auswilderungen zum Zweck der Pelztierjagd zurückzuführen.

Nutrias wurden vermutlich bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts bewusst in Deutschland eingeführt und zwecks Nutzung ausgewildert.

Anfang des 19. Jahrhunderts waren die freilebenden Bestände wegen der damals sehr hohen erzielten Preise für Nutriapelze (Robbenfellersatz) durch intensive Bejagung weitgehend ausgerottet, mit Zunahme der Zucht und der späteren Verringerung der Nachfrage nach Nutriapelzen trat eine Bestandserholung ein.

Kritisch festzuhalten ist, dass Nutrias Uferbereiche und auch Deichanlagen unterhöhlen und so wasserbauliche Schäden verursachen. Im schlimmsten Fall kann deswegen ein Deich bei Hochwasser einbrechen.
Zudem schädigen sie Uferröhrichte und schränken so Lebensräume seltener heimischer Arten ein.
Positiv anzumerken bleibt, dass die Nutria die ebenfalls eingebürgerte Bisamratte (Ondatra zibethicus) zurückdrängt.

Natürliche Fressfeinde, die ihren Bestand gefährden können, haben die eingewanderten Nutrias hierzulande nicht.

Strenge und sehr kalte Winter sorgen wegen der Herkunft aus dem subtropischen und gemäßigten Südamerika aber immer wieder für massive Populationseinbrüche.

Die Nutria wird gelegentlich mit der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Bisamratte verwechselt, die sich ebenfalls in Europa als Neozoon eingebürgert hat. Diese ist allerdings kleiner und hat einen seitlich abgeplatteten Schwanz.

++++++++++++

Die Bisamratte (Ondatra zibethicus) auch Bisam genannt, stammt ursprünglich aus Nordamerika, gehört zu den Nagetieren und ist zoologisch keine Ratte, sondern eine Wühlmaus.
Ihren Namen erhielt sie wegen dem stark nach Moschus duftenden Sekret, das die Männchen absondern und das an Moschus erinnert.
Die Bisamratte erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von rund 35 Zentimeter und ein Gewicht von maximal 2,3 Kilogramm.

Ausbringungs- und Ausbreitungsgeschichte: 1905 wurde die Bisamratte in der Nähe von Prag gezielt ausgesetzt, um das Fell zur Pelzproduktion zu nutzen.
1929 wurden von etwa etwa 900 aus Übersee in die Sowjetunion importierten Tieren der größte Teil in Trupps von 20 bis 50 Tieren in geeigneten Flussgebieten der Taiga-Zone des europäischen und asiatischen Russlands – bis zum Fernen Osten – ausgesetzt.
Die weitere Ausbreitung erfolgte durch Wanderungen sowie Entlaufen (1930 500 Tiere von einer Zuchtanlage im Teichgebiet von Leval bei Belfort in Frankreich).
1914 wurde Bayern erreicht, 1917 Sachsen, 1927 Württemberg.
In Eurasien sind Nutrias heute weit verbreitet, aber auch in Argentinien und Chile.
Begünstigt wurde der Ausbreitungserfolg der Bisamratte durch die Herkunft aus einem ähnlichen Klimabereich, ihre hohe Vermehrungsquote und ausgeprägte Wanderlust. Im neuen Lebensraum fehlt es außerdem an auf sie spezialisierten Fressfeinden (Prädatoren).

Auswirkungen der Bisamausbreitung sind ein starker Fraßdruck auf Wasser- und Uferpflanzen sowie zeitweise auch auf bestimmte Tierarten (u. a. Muscheln, Krebse, Amphibien). Bisam gelten als Haupt-Fraßfeind der großen Süßwassermuscheln(Überfamilie Unionacea), zu denen z.B. die mittlerweile sehr seltene Flussperlmuschel(Margaritifera margaritifera) zählt, ebenso die Bachmuschel(Unio crassus).
Durch die Vernichtung von Röhrichtbeständen werden Rohrdommel, Teichrohrsänger und andere Röhrichtbrüter ihres Brutraumes beraubt.
Die unterminierende Wühltätigkeit verursacht Schäden an Ufern, Dämmen und Deichbauten.
Nutrias sind auch potenzieller Überträger von Parasiten, z.B. als Zwischenwirt des Fuchsbandwurmes(Echinococcus multilocularis).
Gelegentlich fressen Nutrias auch in Feld- und Gartenanlagen oder zerstören Korbweidenkulturen.

Die Bisamratte wird auch in Deutschland vor allem in Fluss- und Küstenregionen zu Recht als zu bekämpfender Schädling angesehen. Dementsprechend wurde der Bisam 2017 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung für die Europäische Union aufgenommen.

Invasionsbiologen vertreten jedoch die Auffassung, dass die Bisamratte als Neozoon in stark genutzten Landschaften eine Nische besetzt. Sie meinen, dass Ökosysteme hinsichtlich ihrer Artenvielfalt ungesättigt sein können. Neophyten und Neozoen können in solchen Ökosystemen entweder Nischen besetzen, die niemals von heimischen Tier- und Pflanzenarten besetzt waren, oder Nischen von Arten, die mittlerweile zurückgedrängt sind. Der große Ausbreitungserfolg der Bisamratte ist nach Ansicht des Professors für Ökosystemkunde der TU Berlin Ingo Kowarik auf eine solche unbesetzte beziehungsweise nicht mehr besetzte Nische zurückzuführen. Die Wühltätigkeit der Bisamratten stellt so im Binnenland die ursprüngliche Vielfalt und Dynamik der Ufer wieder her. An naturbelassenen Ufern sind Schäden durch Bisamratten unbedeutend, zumal diese in Überschwemmungsbereichen wohl nicht siedeln.

Durch das Fressen an Röhrichtpflanzen kann der Bisam die Struktur der Flora eines gesamten Ufer-Ökosystems entscheidend verändern. Die entsprechende Rechtsverordnung wurde aber inzwischen aufgehoben, durch das Erste Gesetz zur Änderung des Pflanzenschutzgesetzes vom 14. Mai 1998 ist die Bekämpfung der Bisamratte nicht mehr Gegenstand des Pflanzenschutzrechts.

Die Bisamratte siedelt oberhalb der Wasserlinie und ist gefürchtet wegen der massiven ökonomischen Schäden, die ihre unterminierende Wühltätigkeit an Ufern, Dämmen und Deichbauten bewirkt. Hierdurch entstehen für Niedersachsen zusätzliche Kosten für Wasserbau und Küstenschutz von etwa 1,6 Millionen Euro pro Jahr. Aufgrund der festgestellten ökonomischen Schäden, die die Bisamratten in mehreren Ländern verursachen, wurde deshalb die „Organisation Européenne pour la Lutte contre le Rat Musqué“ mit Sitz in Paris gegründet.

Bekämpfungsmaßnahmen: Schon wenige Jahre nach der Aussetzung der Bisamratte in Böhmen wurde sie als Schädling eingeordnet. Bayern leitete schon nach der ersten Sichtung von Bisamratten Bekämpfungsmaßnahmen ein, die 1917 dafür geschaffene gesetzliche Grundlage wurde von anderen deutschen Ländern übernommen.
Trotz massiver Bekämpfung widersteht die Bisamratte sowohl auf dem europäischen Kontinent als auch im asiatischen Verbreitungsgebiet fast überall ihrer Ausrottung. Sowohl die Bejagung als auch der Einsatz von bakteriellen Krankheitserregern konnten die Bisamratte kaum nachhaltig dezimieren. Bekämpft wird die Bisamratte aktuell hauptsächlich in den Benelux-Ländern, in Deutschland und Frankreich.
Nur in Großbritannien gelang es aufgrund der Insellage in kurzer Zeit, eine Bisampopulation anscheinend vollständig auszurotten.
In den Niederlanden traten 1941 die ersten Bisamratten auf. Hier soll ihre Bekämpfung die festgelegten Schutzniveaus des Hochwasserschutzes sichern. Daher wurden die Bisamratten besonders intensiv bekämpft, 1985 auch die Provinzen gesetzlich dazu verpflichtet. Dennoch konnte das Anwachsen der Population zunächst nicht gestoppt werden. Dies gelang erst, als die von einem hauptamtlichen Bisambekämpfer zu betreuende Gewässerlänge auf höchstens 650 Kilometer verringert wurde (was insgesamt 439 Bekämpfer zuzüglich Führungspersonal erforderte).

++++++++++++

Der Südamerikanische oder Rote Nasenbär (Nasua nasua) ist eine Raubtierart aus der Familie der Kleinbären(Procyonidae). Mit einer Kopfrumpflänge bis 67 Zentimeter, einer Schwanzlänge bis 69 Zentimeter und einem Gewicht bis 6 Kilogramm erreichen sie eine ähnliche Größe wie Waschbären.

Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet hat der Rote Nasenbär in Südamerika. Dort kommt er fast flächendeckend vor. Einzige Ausnahme bildet Chile. Hier gilt Nasua nasua lokal als invasive Art, als Plage (Seuche).

Nasenbären ernähren sich als Allesfresser sowohl von pflanzlicher Nahrung wie Früchten als auch von tierischer Nahrung wie Würmern, Schnecken, Insekten und deren Larven, Spinnen, Skorpionen, kleinen Wirbeltieren (Fischen, Eidechsen, Fröschen, Jungvögeln und Nagetieren) sowie Aas.

In Europa hat sich der Rote Nasenbär bisher nur in Spanien (Mallorca) invasiv angesiedelt. Dort existiert seit mindestens 2006 eine sich fortpflanzende und damit etablierte Population. Aber vereinzelt werden Rote Nasenbären auch immer wieder in Großbritannien und in Deutschland gesichtet.

Auch in Australien (in Tasmanien, als Insel ein vom Festland getrennter Bundesstaat, der für seine unberührte Natur bekannt ist) gilt der Rote Nasenbär als ernsthafte Gefahr für die lokale Flora und Fauna.

++++++++++++

Die Hausratte(Rattus rattus), auch Dachratte oder Schiffsratte genannt, ist ein Nagetier, das ursprünglich in Süd- und Ostasien verbreitet war. Sie passte sich als Kulturfolger dem Leben des Menschen an, wurde durch ihn in alle Welt gebracht und ist heute somit weltweit verbreitet.

Den ältesten Nachweis der Hausratte in Deutschland gibt es aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. in Ladenburg (bei Mannheim), somit ist sie ein Archäozoon.

Die Hausratte kann vom Rattenfloh (Xenopsylla cheopis) befallen werden. Die Hausratte dient dann als Wirt, wodurch der Erreger der Pest, das Bakterium Yersinia (Pasteurella) pestis, auch durch sie verbreitet wird. Dies geschieht, indem der Rattenfloh von erkrankten Ratten auf den Menschen überwechselt und umgekehrt.

Aktuell wird die Hausratte durch die konkurrenzstärkere Wanderratte verdrängt und steht selbst auf der roten Liste der gefährdeten Arten.

++++++++++++

Die Wanderratte (Rattus norvegicus) war ursprünglich ein im nördlichen Ostasien heimisches Nagetier, das sich allmählich in Asien weiter ausbreitete.
Als Kulturfolger des Menschen hat sie mittlerweile eine weltweite Verbreitung erreicht.
Nach Europa kam die Wanderratte im 18. Jahrhundert zunächst wahrscheinlich über Russland, somit ist sie ein Neozoon.

Die weltweite unbeabsichtigte Einbürgerung erfolgte überwiegend per Schiff. Ebenfalls bereits im 18. Jahrhundert wurden die Britischen Inseln besiedelt.
Erste Nachweise in Amerika stammen sogar schon von 1745.
Deutschland wurde vermutlich 1750 durch den Schiffsverkehr erreicht.
Heute kommt die Art auf allen Kontinenten außer Antarktika und auf fast allen größeren Inseln oder Inselgruppen der Erde vor.
Die weltweite Verbreitung der Wanderratte durch den Menschen hatte vielfach erhebliche negative Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt insbesondere von Inseln.
Schadwirkungen sind insbesondere
- Nahrungsmittel- und Hygieneschäden sowie
- die Übertragung von Krankheiten: Auch die Wanderratte ist Wirt des Rattenflohs (Xenopsylla cheopis) und weiterer Floharten und kann somit unter anderem auch Überträger des Bakteriums Yersinia pestis, des Erregers der Pest, sein.

Die Wanderratte ist auch die Stammform der Farbratte, die in großer Zahl weltweit als Haus- und Versuchstier gehalten wird.

++++++++++++

Durch COVID 19 haben Säugetiere als Überträger human-medizinisch bedeutsamer Krankheitserreger in der letzten Zeit besondere Beachtung gefunden.

Von 16 im Rahmen einer internationalen Studie untersuchten invasiven Säugetieren in Europa wurden 13 Arten als potenzielle Überträger von Krankheitserregern festgestellt.

An erster Stelle steht diesbezüglich der Waschbär, der als Wirt von mehr als 30 Krankheitserregern bekannt ist, die potenziell auf den Menschen überwechseln können. Im Zuge der COVID 19-Pandemie hatte sich dann gezeigt, dass auch der Mink in Europa als Wirt für das Virus fungieren kann.
Und Marderhunde können Wirt und somit auch Überträger von SARS-CoV-2 sein. Zudem können die Tiere die gleichen Parasiten haben wie der Fuchs, könnten also den Fuchsbandwurm oder die Tollwut übertragen!
Nutrias können (wie auch Biber und Bisams) Uferbereiche und auch Deichanlagen unterhöhlen und so wasserbauliche Schäden verursachen. Da im schlimmsten Fall deswegen ein Deich bei Hochwasser einbrechen kann, müssen diese Tiere von Deichanlagen ferngehalten bzw. entnommen werden.
Bezüglich Haus- und Wanderratte bleibt die Gefährdung der menschlichen Gesundheit und Hygiene sowie auch tierischen Lebens festzustellen und somit die Notwendigkeit, sie in ausreichendem Maße einzudämmen.

Artikel von Dr. sc. Harald Hildebrandt - © Oktober 2024.



Dieser Artikel stammt von Dr. Harald Hildebrandt
http://harhil.dr-harald-hildebrandt.de

Die URL für diesen Artikel lautet:
http://harhil.dr-harald-hildebrandt.de/modules/news/article.php?storyid=4