Gebietsfremde und rückkehrende Tierarten: Text 12 - 29.12.2024: Deutschland: Flamingos, heiliger Ibis und andere exotische Vögel!

Eingetragen von: HarHilAAn 29.12.2024 17:00:00 27 Lesen

Aus der Wirbeltierklasse Vögel stammen nicht überraschend viele der sich neu verbreitenden Tierarten. Ihre bei fast allen Arten gegebene Fähigkeit zu Fliegen ist für die Überwindung vielfältiger Grenzen hilfreich.

Von den Ornithologen Hans-Günther Bauer & Friederike Woog werden bereits 2008 insgesamt 341 bisher in Deutschland festgestellte Vogel-Neozoenarten (seit 1492 in Deutschland erstmals nachgewiesene wildlebende nichtheimische Vogelarten) genannt, von denen aber 251 wohl keine Freiland-Brut hatten. 90 dieser Arten hatten aber nachweislich mindestens einmal in Deutschland im Freiland gebrütet!

Nur sechs dieser Arten - Heiliger Ibis, Glanzkrähe, Hirtenmaina (Hirtenstar), Rußbülbül und zwei Arten von Gänsevögeln (Gänsen und Enten) - stehen auf der auf der EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten.

Dies schließt für die EU den Import und die Haltung dieser Tiere aus, womit insbesondere der (weiteren) Verdrängung heimischer Vögel aus ihren angestammten Habitaten vorgebeugt werden soll.

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Neben den bereits behandelten Nandus und Papageienarten stoßen in Deutschland aber auch einige andere beobachtete und z.T. auch brütende Arten auf besonderes öffentliches Interesse, so erstaunlicherweise auch die so gar nicht für Deutschland typischen Flamingos:

Nahe Vreden im Münsterland in Nordrhein-Westfalen können seit den 80iger Jahren mittlerweile regelmäßig jedes Jahr etwa ab März succesive bis über 100 Flamingos im etwa 200 Hektar großen und in Teilen bereits 1938 als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Zwillbrocker Venn direkt an der niederländischen Grenze beobachtet werden. Diese Flamingos kommen aus ihrem Überwinterungsquartier in den Niederlanden und brüten im Venn zusammen mit einigen tausend Lachmöwen und den in NRW sehr seltenen Schwarzkopfmöwen auf einer Insel im dortigen Lachmöwensee. Die Flamingos brüten hier in der nördlichsten Kolonie weltweit – wie überall auf ihren typischen Schlammhügeln!

Hier im Venn können regelmäßig mittlerweile die Arten Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus), Kubaflamingo (Phoenicopterus ruber), Chileflamingo (Phoenicopterus chilensis) und Zwergflamingo (Phoeniconaias minor) in der Kolonie beobachtet werden. Die Vögel erreichen zwischen 100 und 150 Zentimeter Größe bei einem Gewicht zwischen 2 und 3,5 Kilogramm.

Üblicherweise kommen Rosaflamingos in Süd-Europa, Afrika, Südwest-Asien und Süd-Asien, Kubaflamingos in der Karibik und Südamerika, Chileflamingos in Südamerika und Zwergflamingos in Afrika (aber auch in Indien und Pakistan) vor.

Damit wurde von den weltweit sechs Flamingo-Arten bereits vier im Zwillbrocker Venn gesichtet!

Die genaue Herkunft der verschiedenen Flamingos im Venn konnte nicht geklärt werden. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei den Chileflamingos, Zwergflamingos und Kubaflamingos um aus Tierhaltungen (Privat- oder Zoohaltung) entflogene Vögel (Gefangenschaftsflüchtlinge) handelt, wilde Flamingos dieser Arten ziehen im Rahmen ihres Vogelzuges nicht bis Europa.

Zu der Zeit, als die ersten Flamingos im Venn beobachtet wurden, hat aber wohl kein Zoo oder Tierpark Flamingos vermisst. Außerdem waren die ersten Flamingos nicht beringt. Flamingos in Gefangenschaft sind aber alle beringt. Gerüchten nach wurden die Flamingos möglicherweise auch von einem Händler freigelassen, der für die Tiere keine Abnehmer fand.

Bei den Rosaflamingos in der Kolonie könnte es sich auch um sich natürlich ausbreitende Wildvögel aus Südeuropa handeln.

Die Flamingos im Venn leben vom See-Plankton. Aufgrund des Kots mehrerer Tausend dort brütender Möwen gibt es ausreichend Plankton für die Flamingos, darunter Kleinkrebse mit Farbstoffen (den Carotinoiden). Die Flamingos der Kolonie zeigen deshalb auch die gleiche intensive Rot- bzw. Rosafärbung des Gefieders wie in anderen Kolonien.

Über den Winter fliegen die Flamingos (beginnend ab August) in die Niederlande (nach Süd-Holland) zurück, um die dort offenen Gewässer nutzen zu können. Die Kälte ist für die Tiere unproblematisch - aber der See im Zwillbrocker Venn friert hin und wieder zu, dann ist dort kein Futter mehr verfügbar.

1970 wurden im Venn erstmals zwei Flamingos unbestimmter Artzugehörigkeit beobachtet. In den nächsten Jahren gab es hier immer wieder Beobachtungen von Flamingos.

Im Jahr 1982 siedelten sich dann erstmals sechs Chileflamingos an und bauten Nester. Es kam jedoch noch zu keinem Bruterfolg. 1983 erschienen im Frühjahr zwölf Chileflamingos und erstmals schlüpften auch zwei Jungvögel. Von 1983 bis 1989 wurden insgesamt 13 der Jungvögel in Tierparks gebracht.

Bei einer Generationslänge von 16 Jahren gilt die Art nach 3 Generationen (also nach 48 Jahren) im Jahr 2030 als heimische Vogelart etabliert!

1986 gehörte erstmals ein Rosaflamingo zu der Flamingokolonie. Erste Freilandbruten dieser Art gab es hier 1987.

Bei einer Generationslänge von 16 Jahren wird nach 3 Generationen (also nach 48 Jahren) im Jahr 2034 auch diese Flamingoart als heimische Vogelart etabliert sein!

Im Jahr 1994 wurde dann erstmals ein Kubaflamingo in der Kolonie gesichtet.

Es gab immer wieder erfolgreiche Mischbruten wie Chileflamingo x Rosaflamingo und Rosaflamingo x Kubaflamingo, wobei sich vom Kubaflamingo zumeist nur ein einziges Tier in der Kolonie aufhielt.

2006 erfolgte die erste Beobachtung eines Zwergflamingos (Phoeniconaias minor) in der Kolonie. Die Art lebt vorrangig in Afrika, aber auch in Indien und Pakistan. Der Zwergflamingo mit einer Scheitelhöhe von maximal einem Meter soll hier auch schon gebrütet haben.

Seit 1989 hielten sich dann insgesamt 26 bis 40 Flamingos pro Jahr in der Kolonie im Venn auf (Jungvögel eingerechnet). Mittlerweile besteht die Kolonie aus ungefähr 120 Tieren.

Seit 1987 werden die Jungvögel beringt. Beginnend im Jahr 1995 wurden 5,5 Zentimeter hohe und mit dem Fernglas ablesbare Plastikringe mit Code angebracht.

1993 bis 2006 wurden pro Jahr sechs bis 17 Flamingo-Brutpaare gezählt. Schon die dritte Generation hat seitdem dort gebrütet.

Von 1983 bis 1995 gab es jährlich Jungvögel in der Kolonie. Von 1996 bis 2000 wurden die Bruten Opfer von Raubsäugern (Rotfuchs). Diese konnten die Brutinsel wegen Verlandung erreichen.

Von 1983 bis 2005 wurden insgesamt 177 Nester gebaut und 72 Jungvögel (40,7 %) flügge. Das ist eine Rate in etwa wie auch bei anderen Populationen weltweit. Bis 2005 wurden pro Jahr ein bis acht Jungvögel flügge.

2022 sind 20 Flamingos erfolgreich geschlüpft (davon wurden 19 im Juli beringt) und wahrscheinlich 17 flügge geworden.

Nach dem Abzug aus dem Venn im Herbst werden niederländische Rastgebiete wie IJsselmeer, Veluwemeer, Grevelingenmeer und Oostvaardersplassen aufgesucht. Überwinterungsgebiet ist dann das Volkerakmeer im Rhein-Maas-Delta.

Anfangs werden die Jungvögel noch von den Eltern gefüttert. Ende Februar bis Anfang März fliegen die Flamingos - je nach Witterungsbedingungen – zu ihrer Brutinsel im Venner Lachmöwensee zurück.

In strengen Wintern kommen sie dagegen erst Anfang April zurück, die im Vorjahr erbrüteten Jungvögel bleiben dann in der Regel im Überwinterungsgebiet und kommen erst als adulte Vögel wieder ins Venn.

Die Flamingo-Kolonie im Zwillbrocker Venn wurde durch oftmalige Medienberichte zu einem Alleinstellungsmerkmal der Region und wird deshalb auch in vielfältiger Form als Marketing-Label genutzt!

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Von den „Cossi-Flamingos“ (Flamingos auf dem Cospudener See in Sachsen) wurde in der lokalen Presse berichtet. Fotos und Texte konnten mich aber bisher von ihrer realen Existenz nicht überzeugen. Sind leider wohl nur ein Marketing-Gag: Aus z.B.Plastik bestehende Flamingo-Imitationen. Das ehemalige Tagebaurestloch Cospuden wurde bis zum Jahr 2000 zu einem künstlichen See geflutet. Insgesamt entstand im „Leipziger Neuseenland“ ein Netz aus Seen, Flüssen und Kanälen mit rund 200 Kilometern befahrbarer Wasserstrecke.

Die für hier gemeldete Phantasie-Arten Phoenicopterus novus plasticus und Phoenicopterus silvestris als grüne(!) Flamingoart zeugen von der Kreativität des „Cossi“-Marketings.
Eine hier freilebende Flamingo-Kolonie ähnlich der im Zwillbrocker Venn wäre aber auch am „Cossi“ durchaus vorstellbar und sicher für Touristen sehr attraktiv. Ein adäquates Gewässermanagement könnte hierzu hilfreich beitragen.

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Wo Flamingos leben, sind auch Pelikane durchaus vorstellbar.
In Deutschland sind Krauskopf- und Rosapelikan aber immer noch seltene Ausnahmeerscheinungen.

Der Krauskopfpelikan (Pelecanus crispus) ist erstmals im Jahr 2006 in Deutschland (im Vorarlberger Rheindelta) als Irrgast festgestellt worden.
Mit einer Flügelspannweite bis 3,45 Meter und einem Körpergewicht bis 13 Kilogramm ist er der größte flugfähige Vogel Europas. Er ist von Südosteuropa über Teile Mittelasiens bis in die Mongolei verbreitet, vor etwa 8.000 Jahren während des nacheiszeitlichen Temperaturoptimums für einige Jahrhunderte auch in Südskandinavien.

Im 19. und 20. Jahrhundert gab es in Europa bis in die 1970er und 1980er Jahre starke Bestandseinbußen.

Seitdem stabilisierte sich der Bestand in den wenigen noch verbliebenen Kolonien. Gegenwärtig gibt es in Griechenland etwa 1.400–1.500, in Rumänien 400–550, im europäischen Teil Russlands 350–450, in der Türkei etwa 220–250, in Bulgarien etwa 20–110, in Montenegro wieder über 50 und in Albanien etwa 11–62 Brutpaare.
Der Bestandstrend ist in Europa positiv, weltweit jedoch weiterhin abnehmend und die Art daher als gefährdet anzusehen.

Bei einem im Frühjahr 2024 in Brandenburg (auf der Spree in Beeskow) gesichteten Pelikan handelte es sich vermutlich um einen Rosapelikan (Pelecanus onocrotalus). Rosapelikane sind in Südosteuropa, Asien und Subsahara-Afrika verbreitet und werden nicht ganz so groß wie Krauskopfpelikane.

Nach dem beobachteten zahmen Verhalten handelte es sich um ein aus der Gefangenschaft entflogenes Tier.

Ein interessantes Beispiel für die Ausbreitung von Pelikanen ist die des Nashornpelikans( Pelecanus erythrorhynchos), auch Amerikanischer Weißpelikan genannt, in Nordamerika (im Grenzgebiet zwischen den USA und Kanada in der Region der Großen Seen) seit den 1980er Jahren.

Historisch gesehen war der Amerikanische Weiße Pelikan ein Vogel des Westens und des Südens der USA. Am Ende des Zwanzigsten Jahrhunderts ist seine Zahl im Bundesstaat Wisconsin jedoch aufgrund von Lebensraumverlust und menschlichen Störungen in seinem ursprünglichen Lebensraums stetig angestiegen.

Der geeignete Lebensraum mit seinen üppigen Fischpopulationen hat es Pelikanen hier ermöglicht, sehr erfolgreich zu brüten.
In Wisconsin haben die ausgewachsenen Pelikane keine Fressfeinde – nur die Jungtiere sind durch Adler, Füchse und Waschbären gefährdet.

Neben Rosapelikan (Pelecanus onocrotalus) und Krauskopfpelikan (Pelecanus crispus) wurden in Deutschland auch der besonders leichte und schlanke Braunpelikan (Pelecanus occidentalis) und auch die kleinste Pelikanart der Alten Welt, der Rötelpelikan (Pelecanus rufescens), bereits freifliegend beobachtet. Von letzterem gibt es in Frankreich eine freilebende Population im und um den Park Réserve Africaine de Sigean bei Narbonne, einem ehemaligen Mittelmeerhafen.

Von den vier genannten Arten gibt es aber bisher keine Nachweise von Bruten in Deutschland.

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Heiliger Ibis: Der bis 75 Zentimeter große und weitgehend weiß gefiederte Pharaonenibis (Threskiornis aethiopicus) (Flügelspannweite bis 124 Zentimeter) kam ursprünglich fast ausschließlich in Afrika vor.

Das Vorkommen in Ägypten, wo er als heiliger Vogel verehrt wurde,ist erloschen. Aktuell gibt es Brutvorkommen überwiegend im Afrika südlich der Sahara sowie im südöstlichen Irak.

In Frankreich hat sich beginnend in den 1970er Jahren eine Population aus freifliegenden Tieren des Vogelparks von Branféré in der Bretagne etabliert. Im Jahr 1984 gab es etwa 100 Tiere, 1995 etwa 400 und 2005 bereits etwa 3.000 in insgesamt 17 Départements, mittlerweile aber auch an der französischen Mittelmeerküste. Seit Mai 2008 laufen im Département Loire-Atlantique Abschüsse durch Jäger, um den Bestand wegen vermuteter negativer Auswirkungen auf andere Vogelarten zu reduzieren.

Nachdem es in Nordwestitalien ebenfalls Nachweise von Bruten gab, wurden auch im Podelta im Nordosten Italiens diese Ibisse gesichtet. Die Vögel werden zunehmend auch in Belgien und den Niederlanden beobachtet, wo es ebenfalls bereits erste Bruten gab.

2013 brütete erstmals ein Paar dieser Löffler-Art am Ismaninger Speichersee in Bayern.

Bis zum Jahre 2022 hat sich der Pharaonenibis über weite Gebiete Europas verbreitet, neben der französischen Atlantikküste ist er insbesondere auch in Belgien, den Niederlanden, der Poebene, sowie an der Mittelmeerküste von Frankreich und Italien häufig anzutreffen. Eher vereinzelte Sichtungen gab es auch im französischen Binnenland, in Südengland, Deutschland, Dänemark, Südschweden, Spanien, Portugal, der Schweiz und Österreich, aber auch in Polen, Tschechien, der Slowakei, Kroatien und Lettland.

Der Pharaonenibis wird seit 2016 als invasive und damit zu bekämpfende Art im Sinne der EU-Liste angesehen, da er als Allesfresser auch heimische Arten gefährde. Er ernährt sich von Fischen, Krebsen, Insekten, Schnecken, Amphibien und auch Reptilien.

Auch in Deutschland wird eine umgehende Bekämpfung des Pharaonenibis gefordert, sobald er auftritt. Er wird als invasive Art nach § 40 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) betrachtet, da eine Gefährdung heimischer Arten angenommen wurde. Eine wissenschaftliche Langzeitstudie aus dem Jahre 2013 über Neozoen in Frankreich kommt jedoch zum Schluss, dass der Pharaonenibis dort keine anderen Arten gefährdet.

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Der Löffler (Platalea leucorodia), auch Löffelreiher genannt, aus der Familie der Ibisse erreicht bis 93 Zentimeter Länge und eine Flügelspannweite von 120 bis 135 Zentimeter. Sein Gefieder ist weiß mit einem zarten gelblichen Hauch.

Lebensraum der Löffler sind Flachwasserbereiche wie Feuchtgebiete, Sümpfe und Verlandungszonen mit Schilf- und Buschbestand, auch typische Auenvegetationen. Die Nahrungssuche findet im Seichtwasser statt. Nester werden bevorzugt kolonieartig in gewässernahen Schilfbereichen gebaut. Außerhalb der Brutzeit sind Löffler auch sehr häufig an Meeresküsten oder in Dünen und Salzwiesen zu sehen.

Das Verbreitungsgebiet der Löffler reicht von Süd-, West- und Mitteleuropa, Vorderasien, dem Nordosten Afrikas und dem Kaspigebiet (Aralo-Kaspische Niederung in Aserbaidschan, Kasachstan, Iran, Russland, Turkmenistan und Usbekistan) über Vorderindien bis nach Ostasien.

In Mitteleuropa begrenzte sich das Verbreitungsgebiet lange Zeit auf einige Kolonien in den Niederlanden, Ungarn und der Slowakei. Seit den 1990er Jahren siedelt sich die Art unter anderem im früher zum Brutvogelbestand gehörenden Osten Österreichs und in Tschechien an. In Deutschland sowie in einigen Gebieten Westeuropas haben sich Löffler neu angesiedelt. In den Niederlanden und Deutschland brüten Löffler gewöhnlich auf Inseln (so im „Nationalpark Wattenmeer“), wo der Verlust insbesondere von Jungvögeln durch Fressfeinde geringer ist.

Löffler sind Zugvögel, deren Winterquartiere vom Mittelmeerraum bis zur Sahelzone sowie Sudan und Äthiopien reichen.

Die Löffler, die in Niedersachsen brüten, ziehen ab August und September über Westfrankreich zur Atlantikküste und dann über Gibraltar nach Westafrika. Bevor sie das Mittelmeer überqueren, pausieren mehr als 90 Prozent aller westeuropäischen Löffler an der Costa de la Luz (der südlichen spanischen Atlantik-Küste am Golf von Cádiz zwischen der vom Fluss Guadiana gebildeten spanisch-portugiesischen Grenze nahe der Stadt Huelva und der südlichsten Spitze Spaniens bei Tarifa).

Die Winterquartiere der Brutvögel der Niederlande und Spaniens liegen an der Küste Mauretaniens, im Senegaldelta und noch weiter südlich.

Die Brutvögel Österreichs und Ungarns wiederum ziehen über Italien nach Tunesien oder über Griechenland ins Nildelta.

Die Brutvögel aus Spanien kehren bereits im Januar wieder in ihre Brutgebiete zurück, die aus den Niederlande gewöhnlich erst gegen Ende März.

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Der Kuhreiher (Bubulcus ibis) erreicht eine Körperlänge bis 56 und eine Flügelspannweite bis 96 Zentimeter, er wiegt bis 400 Gramm.

Ursprünglich war der Kuhreiher nur in der alten Welt (Südeuropa, Nordwestafrika, Afrika südlich der Sahara, auf Madagaskar und anderen Inseln des Indischen Ozeans, im Süden der Türkei und im Südwesten Asiens sowie in Südrussland) beheimatet.

Ende des 19. Jahrhunderts begann seine fast weltweite Ausbreitung in Amerika (heute von Chile bis Kanada), Australien und Neuseeland.

Europäischer Verbreitungsschwerpunkt ist die Iberische Halbinsel (Spanien und Portugal). Auch in Frankreich gibt es einen zunehmenden Brutvogelbestand mittlerweile auch in Nordfrankreich (auch im Elsaß). In Mitteleuropa kommt die Art bisher noch in geringer Zahl als Brut- und Jahresvogel in Belgien und den Niederlanden vor.

Aus Gefangenschafts- bzw. Freiflughaltung stammende Kuhreiher haben auch schon mehrfach in Deutschland gebrütet, so gab es in Baden-Württemberg bereits 1975 4 Brutpaare und 1976 3-6 Brutpaare.

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Glanzkrähe, Hirtenmaina (Hirtenstar) und Rußbülbül (Rotsteißbülbül) sind drei Vogelarten, die neben dem Heiligen Ibis und zwei Gänsevögeln (Nilgans und Schwarzkopf-Ruderente) auf der EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten stehen. Von allen drei Arten sind aber (noch?) keine stabilen freilebenden Populationen in Deutschland bekannt.

Nach der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten muss nach Artikel 17 eine Tilgung jedes neuen Vorkommens dieser Tierarten in Ländern der EU erfolgen!

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Die in China und Westasien beheimatete Glanzkrähe (Corvus splendens) ist ein schlanker mittelgroßer Rabenvogel mit langem Hals und einer Körperlänge bis zu 42 Zentimeter. Das schwarze Gefieder glänzt bis auf den grauen Nacken, Brust und Bauch grün.

Im 19. Jahrhundert wurde die Glanzkrähe als „Müllbeseitiger“ im heutigen Jemen, in Malaysia sowie im heutigen Tansania eingeführt. Durch den globalen Schiffsverkehr wurde die Art als „blinder Passagier“ unbeabsichtigt weiter verbreitet. So kamen die Vögel wohl auch in die Niederlande, wo sie seit 1997 brüten.

Einzeltiere dieser als Kulturfolger lebenden Art wurden bisher in weiteren europäischen Ländern (Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Irland, Polen, Spanien und Ungarn) gesichtet, aber wohl noch nicht in Deutschland.

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Die Hirtenmaina bzw. der Hirtenstar (Acridotheres tristis) ist eine ursprünglich aus Asien (Indien, Bangladesch, Pakistan, Thailand, Malaysia) stammende Singvogelart aus der Familie der Stare.

Die Vögel tragen ein braun-graues Federkleid und haben gelbe Schnäbel.

Als Allesfresser, der ursprünglich in offenen Wäldern beheimatet war, zeigte sich die Hirtenmaina als Kulturfolger.
Die Art hat sich so inzwischen in Mittelasien weit nach Norden ausgebreitet.

Vom Menschen wurde sie in Südafrika, Australien, Neuseeland und Nordamerika, hier vor allem in Florida und Hawaii eingebürgert.

Der Hirtenstar wurde bereits auch in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Kroatien, Italien, Österreich, Polen, Portugal, Schweden und Spanien) nachgewiesen.

In Portugal und Italien gilt die Hirtenmaina bereits als etabliert. Auch in Russland, Georgien, der Türkei und auf den Kanaren kommt die Hirtenmaina vor.

Als Ersteinbringung in Deutschland wird der Ausweis der Art 1874 im Bestand des Zoologischen Garten Köln angesehen. Seit 1880 ist die Hirtenmaina als Ziervogel bei Vogelhändlern im Angebot. Der Erstnachweis von Tieren dieser Art im Freiland erfolgte 1906: Im Herbst 1906 wurde bei Altenburg/Thüringen eine Hirtenmaina geschossen, nachdem sie möglicherweise als Gefangenschaftsflüchtling längere Zeit frei überlebt hatte .

Seitdem konnte die Hirtenmaina in Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beobachtet werden. Dabei handelte es sich bislang jedoch immer um Einzelfunde.

Hirtenmainas wurden vielfach als biologischer Insektenvernichter vom Menschen in neue Regionen eingeführt. In menschlichen Siedlungen und deren Umfeld konkurrieren sie dann allerdings auch mit den einheimischen Vögeln um Nisthöhlen und Nahrung.

Auf einigen Inseln - wie Hawaii, Fidschi und Australien – fressen Hirtenmaina wohl sogar Eier und Küken anderer Vögel und stellen damit eine Bedrohung für die dort heimische Tierwelt, insbesondere für Papageien und andere Vogelarten, dar.
Die Art ist auch Überträger verschiedener Krankheitserreger (z.B. der Vogelmalaria).

Vom Bundesamt für Naturschutz wird die Hirtenmaina deshalb als Bedrohung für die heimischen Ökosysteme eingestuft. Die Art steht deshalb auch auf der Liste der „100 of the World’s Worst Invasive Alien Species“.

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Der Rotsteißbülbül (Pycnonotus cafer) oder Rußbülbül ist ein in Indien und Sri Lanka über Myanmar bis ins südwestliche China beheimateter Singvogel.

20 Zentimeter lange Rotsteißbülbül hat einen langen Schwanz. Er ist oberseits und an der Brust braun oder schwarz gefärbt. Der Rücken und der Bauch sind heller und mit einer hübschen Schuppenzeichnung.

Die Nahrung besteht aus Früchten, Nektar und Insekten.
Er wurde auf zahlreichen Inseln/Inselgruppen wie Fidschi, Hawaii, Tahiti und Fuerteventura ausgesetzt, wo er als invasive Art gilt und intensiv bekämpft wird.[1] Auch in Teilen der Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, USA und Argentinien ist die Art eingebürgert worden. Eingebürgerte Vorkommen in Neuseeland wurden bekämpft und ausgerottet.

Vorkommen in Europa gibt es in Spanien (etabliert), Belgien und den Niederlanden.
Bislang gab es aber wohl keinen einzigen Nachweis für Deutschland.

Auch diese Art steht auf der Liste der „100 of the World’s Worst Invasive Alien Species“.

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Der Sonnenvogel (Leiothrix lutea), auch Chinesische Nachtigall genannt, ist ein beliebter Käfigvogel und auch häufig in die Freiheit entkommen. Er hat auch nachweislich mehrfach ab 1892 in Deutschland gebrütet.

Im 20. Jahrhundert wurden Bruten (oder Brutverdacht) u.a. gemeldet aus Bayern um 1902 sowie 1992, Niedersachsen 1976, Nordrhein-Westfalen 1992, Rheinland-Pfalz 1993 und Hessen 1994. Die Art konnte sich bisher aber nirgendwo in Deutschland dauerhaft ansiedeln.

Eine Ansiedlung scheint dem Sonnenvogel bisher auch nur in wenigen
Nachbarländern gelungen zu sein. so in Frankreich, wo sich eine Population von mehr als eintausend Vögeln im Südwesten
etabliert hat.

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Das natürliche Verbreitungsgebiet des Jadfasans (Phasianus colchicus) reicht vom Schwarzen Meer über die Trockengebiete Mittelasiens bis in den Osten Asiens.

Vor allem zu Jagdzwecken wurde der Fasan in Europa, den USA und anderen Teilen der Welt eingebürgert.

Da sich der Fasan in der Kulturlandschaft der gemäßigten Breiten verhältnismäßig gut hält, die Reproduktionsfähigkeit recht hoch ist und sein Sozial- und Fortpflanzungsverhalten für einen ständigen „Überschuss“ von Hähnen sorgt, ist er ein Jagdwild, das sich vergleichsweise intensiv bewirtschaften lässt.

Wenn sich auch freilebende Populationen des Fasans recht gut in der Kulturlandschaft Europas und Nordamerikas halten, sind doch meist Hegemaßnahmen und Aussetzungen erforderlich, um den Bestand auf Dauer zu erhalten.

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Auch für die Fasan-Arten Königsfasan (Syrmaticus reevesii), Goldfasan (Chrysolophus pictus) und Silberfasan (Lophura nycthemera) sind einzelne Brutversuche in Deutschland belegt, sie konnten sich hier aber nicht etablieren.

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Die Straßentaube/Haustaube (Columba livia f. Domestica) ist die domestizierte und verwilderte Form der Felsentaube (Columba livia) und vor allem in den städtischen Siedlungen nahezu weltweit verbreitet.

Diese Gebäudebrüter bilden heute die Taubenschwärme in Stadtgebieten. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz gehören sie jedoch nicht zu den besonders geschützten Arten, im Rahmen des Gebäudebrüterschutzes werden Straßentauben deshalb nicht gefördert (künstliche Nisthilfen werden so konzipiert, dass sie nicht von Straßentauben genutzt werden können).

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Das bis 1 Meter große und bis 10 Kilogramm schwere Truthuhn (Meleagris gallopavo) stammt ursprünglich aus Nordamerika (Südkanada, USA, Nordmexiko).

Das Gefieder ist dunkelbraun und schwarz und hat vor allem beim Hahn einen metallischen Schimmer. Hals und Kopf sind unbefiedert. Die Gesichtspartie und der Scheitel sind hellblau, Hals und Kehle blassrot. Ein roter Hautlappen, der 6 bis 8 Zentimeter lang wird, entspringt beim Hahn zwischen den Augen und hängt quer über dem Schnabel.

Ausgewilderte Bestände gibt es auch in Australien und Neuseeland.

In Mitteleuropa gelangen über mehrere Jahrzehnte Ansiedlungen, allerdings mussten die Populationen immer durch Hilfsmaßnahmen unterstützt werden. In Niederösterreich gab es zwischen 1880 und 1940 größere Brutpopulationen, die mehrere hundert Individuen umfassten.

Die früheste Erwähnung von ausgesiedelten Truthuhn-Beständen in Deutschland gibt es für den Zeitraum von 1698 bis 1732.

Regelmäßige Bruten in Deutschland gab es zuletzt ab 1889 in Mecklenburg-Vorpommern, 1903 in Sachsen-Anhalt, 1961 in Baden-Württemberg, 1964 in Nordrhein-Westfalen oder 1979 in Rheinland-Pfalz.

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Das zu den Hühnervögeln gehörende Helmperlhuhn (Numida meleagris) hat namensgebende helle, rundliche Flecken auf dem dunklen schwärzlichgrauen Gefieder und auf dem Kopf einen knöchernen Aufsatz (wie ein Helm).

Die Art ist in trockenen und offenen Lebensräumen (Waldränder, Savannen, Steppen, Halbwüsten oder landwirtschaftlich genutzte Flächen) Afrika südlich der Sahara beheimatet, kommt aber auch in Marokko noch wildlebend vor. Verwilderte Populationen, die von domestizierten Haltungen abstammen, sind heute weit verbreitet, so auf den Westindischen Inseln, in Nordamerika, Brasilien, Australien und Europa.

Helmperlhühner sind Allesfresser, ihre Ernährung besteht aus tierischer Nahrung wie Würmern, Schnecken, Insekten, Fröschen, Eidechsen, kleinen Schlangen und kleinen Säugetieren genauso wie Beeren und Knospen, Früchten, Sämereien, junges Laub, frisches Gras und auch Pflanzenzwiebeln sowie Knollen.

Das Helmperlhuhn wird in verschiedenen europäischen Ländern als Nutzgeflügel gezüchtet. Die Haltung begann in Frankreich bereits im 16. Jahrhundert, in Großbritannien, Tschechien und in Deutschland im 18. Jahrhundert. Seit dem 18. Jahrhundert wurde das Helmperlhuhn auch ausgesetzt und war zumindest in Ungarn und Deutschland zeitweilig auch etabliert.

Vom Helmperlhuhn gab es vom 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts (1950er Jahre) mehrere Aussetzungsversuche in Deutschland. Letztlich blieben diese erfolglos, doch gab es vereinzelte Bruten, so ab 1896.

In den Niederlanden wurden im Zeitraum 1998 bis 2000 einzelne Paare gesichtet, für diese gab es dort jedoch keine Brutnachweise.

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Das Chukarhuhn (Alectoris chukar) ähnelt dem in den Alpen (DACH) freibrütenden Steinhuhn (Alectoris graeca), dessen Aussetzungsversuche in Baden-Württemberg ab Mitte des 18. Jahrhunderts letztlich erfolglos blieben.

Das Verbreitungsgebiet des Chukarhuhns reicht von Südosteuropa (Balkanhalbinsel) bis Mittel- und Zentralasien, kleine Brutpopulationen existieren derzeit offenbar noch in Frankreich und Italien.

Als Jagdwild wurde die Art auch in den westlichen USA, Kanada, Hawaii und Neuseeland eingebürgert.

Das reichlich rebhuhngroße bunt gezeichnete Chukarhuhn ist ein sehr soziales Tier und lebt in Gruppen von bis zu 20 Vögeln. Es wird im Iran, in Indien, China, Afghanistan, in der Türkei und anderen südlichen Ländern auch als Haustier gehalten.

Bisher trat das Chukarhuhn in den DACH-Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) wohl nur als Volierenflüchtling auf, bei Ansiedlung wäre es möglicherweise wegen Hybridisierung mit einheimischen Arten (Rot- bzw. Steinhuhn) eine Gefahr für diese.

Als Ersteinbringung in Deutschland gilt der Ausweis 1955 im Bestand des Zoologischen Garten Kölns, möglicherweise wurde es aber schon früher eingebracht. Als freilebender Erstnachweis in Deutschland gilt das Jahr 1986: Im Mai 1986 wurden Chukarhühner in der Nähe des Wankhauses (Bayerische Voralpen) beobachtet. Nach Aussetzungen in Österreich, Schweiz und Frankreich ist es aber möglicherweise auch schon früher in Deutschland zu vereinzelten Bruten gekommen.

Nach der Invasivitätsbewertung gebietsfremder Vögel (BfN-Skript 409) gilt das Chukarhuhn als potenziell invasiv in Österreich und als invasiv in Großbritannien, Italien, Spanien.

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Auch für die Arten

Alpenschneehuhn Lagopus muta
Bandfink Amadina fasciata
Bankivahuhn Gallus gallus
Baumwachtel Colinus virginianus (Virginiawachtel)
Dorfweber (Textorweber) Ploceus cucullatus
Dreifarben-Glanzstar Lamprotornis/ Lamprospreo superbus
Japanwachtel Coturnix japonicus
Kanarengirlitz (Kanarienvogel) Serinus canaria (f. Domestica)
Kleiner Textorweber Ploceus intermedius
Kronenkranich Balearica pavonina
Lachtaube Streptopelia roseogrisea
Maskenweber Ploceus velatus
Moorschneehuhn Lagopus scoticus
Orangebäckchen Estrilda melpoda
Pampashuhn Rhynchotus rufescens
Perlhalstaube S. orientalis
Pfau Pavo cristatus
Regenbrachvogel Numenius phaeopus
Reisfink Padda/Lonchura oryzivora
Rothuhn Alectoris rufa
Saruskranich Grus antigone
Schopfwachtel Callipepla californica
Silberohr-Sonnenvogel Leiothrix argentauris
Steinsperling Petronia petronia
Tigerfink Amandava amandava
Turteltaube S. turtur
Zebrafink Poephila guttata

sind einzelne Brutversuche in Deutschland gemeldet worden. Diese 27 Arten konnten sich hier aber nicht erfolgreich etablieren.

Artikel von Dr. sc. Harald Hildebrandt - © Dezember 2024.